Integration von Ambivalenz

12.9.2016

Wie im letzten Blog erwähnt ist Ambivalenz ein natürliches und alltägliches Phänomen. Sobald wir dies erkennen und auch fühlen, können wir uns daran machen, damit zu arbeiten. Und in uns den Frieden herstellen, den wir uns so sehr wünschen.

Falls Sie mit Ambivalenz noch wenig vertraut sind, lesen Sie bitten den Blogbeitrag 'widersprüchliche Gefühle'. Wir fahren hiert fort, nachdem Sie vertraut sind mit den widersprüchlichen Seiten in Ihnen und es mindestens teilweise geschafft haben, damit zur Ruhe zu kommen. Mit den nächsten Schritten geht es leichter, es ist in erster Linie eine Fortsetzung und Vertiefung der Pendel-Technik. Und wird wie immer in Kombination mit Atem-Übungen durchgeführt.

Nehmen Sie zwei widersprüchliche Seiten/ Persönlichkeits-Anteile von Ihnen, z.B. Gefühle einer anderen Person gegenüber. Üben Sie mit leichten Gefühlen, um mit der Technik vertraut zu werden. Als Beispiel dienen uns Enttäuschung und Vertrautheit. Eine nahestehende Person (Partner/ Kollegin, etc.), die Sie gut mögen, hat Sie enttäuscht.

  • Sitzen Sie entspannt aufrecht, atmen Sie ruhig und tief und lassen Sie die Enttäuschung in Ihnen 'aufsteigen'. Lassen Sie bewusst zu, dass nur die enttäuschte 'Seite' in Ihnen spricht. Es soll kein innerer Dialog sein, bei dem sich zwei Seiten abwechseln (im Sinne von 'wie konnte sie nur so gemein sein' - 'ja, aber sonst war sie schon oft auf deiner Seite' ...). Der erste Teil ist absichtlich ein-seitig, die 'Enttäuschung' soll sich aussprechen können.
  • Nach wenigen (2 - 4) Minuten lassen Sie die 'Enttäuschung' ausklingen und wenden sich ausschliesslich Ihrem Atem zu. Machen Sie sich bewusst, dass Sie eben einer Seite/ einem Persönlichkeits-Anteil von Ihnen zugehört haben. Nehmen Sie sich 1 - 2 Minuten Zeit, um wieder in Ihre Mitte zu kommen. So weit wie es halt eben geht.
  • Nun wenden Sie sich der mit der Person verbundenen Seite zu, wieder bewusst ruhig atmend. Erinnern Sie sich an die schönen Zeiten, an den Austausch, an Leichtigkeit und Freude im Zusammenhang mit jener Person. Geben Sie auch diesen Gedanken oder Bildern Raum, ohne sie zu analysieren oder relativieren. Tauchen Sie ein in die Verbundenheit, für 2 - 4 Minuten.
  • Werden Sie sich bewusst, dass dies eine andere Seite in Ihnen ist, die der 'Enttäuschung' gegenüber steht. Kommen Sie mit dem Atem und Ihrer Aufmerksamkeit wieder in Ihre Mitte, so gut es geht. Wenn Sie mögen, wiederholen Sie den Vorgang 2 - 3 mal.

Auch hier gilt: Wiederholung macht Freude. Erwarten Sie nicht von sich selbst, dass Sie in den ersten 5 Minuten oder nach den ersten Wiederholungen von innerem Frieden übermannt werden. Es kann wohl passieren, soll aber nicht angestrebt werden. Wir empfehlen stattdessen ein unaufgeregtes, lockeres aber ernsthaftes Praktizieren. Setzen Sie sich konkrete Zeiten, z.B. 2 -3 mal die Woche, nach dem Nachtessen o.ä. Integration ist ein einfacher Prozess, der aber immer und immer wieder in Gang gesetzt werden musss. Die alten Muster von Verurteilen und Verdrängen sind erfahrungsgemäss sehr hartnäckig. Viel Erfolg Ihnen.